Kunst & Kultur

Somewhere

10. November 2010

Johnny Marco liegt im Bett seines Hotelzimmers, schluckt eine Pille und beobachtet die Zwillinge in sexy Outfits, die zu „My Hero“ von den Foo Fighters an der Stange tanzen. Johnny grinst und schläft nach 3 Minuten ein. Somewhere beginnt mit einer statischen Einstellung, die ein Auto zeigt, welches im Kreis fährt. Nach vielen Runden bleibt das Auto stehen und Johnny Marco steigt aus. Johnny ist um die 30 Jahre alt, Single, Schauspieler in Hollywood und ein bisschen depressiv. Partys, Tabletten und zum Einschlafen Stangentänzerinnen. Doch Johnny hat auch eine Tochter, die viel selbstständiger und bodenständiger ist als er. Und die ihm wieder etwas Halt gibt.

Glitzernde Partys und leere Hotelzimmer
Somewhere ist ein Film von Sofia Coppola (The Virgin Suicides, Lost in Translation, Marie Antoinette). Ein Film, in dem wenig gesprochen wird und die Kamera alles einfangen soll, was nicht gesagt werden kann. Coppola will die Hollywood-Welt abbilden, wie sie sein kann. Glitzernd mit Reisen und Partys, am Ende aber geht man alleine nachhause, wo niemand auf einen wartet. So auch bei Johnny. Doch als seine Tochter für längere Zeit bei ihm lebt, ändert sich einiges für ihn.

Depressiv vs. selbstständig
Stephen Dorff spielt den rauen, depressiven Johnny Marco. Der zu Beginn kühl und traurig wirkt, unselbstständig und perspektivenlos. Im Laufe der Zeit aber Gefühle entwickelt und diese auch zeigt. Elle Fanning spielt seine Tochter Cleo Marco. Ein junges Mädchen, das gut in der Schule ist, Sport treibt und weiß, was sie will. Obwohl Elle Fanning nicht viel sagt, sagt sie oft viel mit ihren Blicken.

Wenn die Kamera erzählt
Viele lange Einstellungen, die bemerkenswert sind. Denn lange Einstellungen, also Einstellungen ohne Schnitte, zu drehen erfordert viel Feingefühl und gute Schauspieler. Beides hat der Film. Szenen, in denen nichts gesagt wird, weil es nichts zu sagen gibt. Auf viele mögen diese langen, gesprächslosen Szenen und Einstellungen absurd und untypisch wirken. Sind sie ja auch. Es ist keine typische Kameraführung, mit vielen Schnitten, vielen Worten und viel Handlung. Im Grunde geht es in Somewhere um nichts. Es passiert nichts. Der Film versucht aber dennoch, Menschen zu zeigen und zu zeichnen, und die Methode, die dafür gewählt wurde, ist erstaunlich. Ein Film für Filmwissenschaftler, aber wohl nichts für das normale Kinopublikum, das unterhalten werden will. Denn der Film unterhält nicht, er lässt einen schwer atmen.

I’ll try anything once
Gut gewählt ist die Musik, die immer wieder Kontrapunkte zu Szenen herstellt oder gar neue Aspekte aufwirft. „My Hero“ wird zu Stripperinnen gespielt. Cleo beim Eislaufen wird mit „Cool“ von Gwen Stefani unterlegt. Und das Titellied von The Strokes: „I’ll Try Anything Once“:

Ten decisions shape your life,
you’ll be aware of 5 about,
7 ways to go through school,
either you’re noticed or left out,
7 ways to get ahead,
7 reasons to drop round,
when i said ‚ I can see me in your eyes‘,
you said ‚I can see you in my bed‘,
that’s not just friendship that’s romance too,
you like music we can dance to.

Zusammenfassend ist zu sagen: Ansehen, aber nur wenn man auf cineastische Filme steht, beziehungsweise auf Filme, in denen die Figuren nichts erzählen, dafür aber die Kamera.

Ab Donnerstag ist „Somewhere“ auch in den österreichischen Kinos zu sehen.

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