Leben & Persönliches

Der Augenblick

10. Februar 2010

Der Augenblick, in dem du stehen bleibst und nicht mehr wegrennst.



Der große dunkle Wald, und du mitten drin. Du hörst von weit her Laute und kannst sie nicht einordnen. Du siehst über dir den Himmel und zählst die Sterne. Es sind so viele – unzählbar. Eine Wolke schiebt sich vor den Mond und es wird dunkler. In ein paar Stunden ist die Dunkelheit vorbei und ein neuer Morgen bricht an. In ein paar Stunden wirst du noch immer hier sein und dich hinter dem Baum verstecken. Dich wie verrückt umsehen, als würde dich noch immer jemand verfolgen. Du wirst noch immer an den Baum gelehnt auf dem grünen, nassen Moos sitzen, und dich fragen was passiert ist. Wovor bist du noch mal weggelaufen? War es wirklich so angsteinflößend? Du erinnerst dich daran, an die Situation an die Menschen, an die Worte. Und ja – es hat dir Angst gemacht. Schnurstracks hast du dich umgedreht und bist so schnell gelaufen, wie du nur konntest. Du bist davongelaufen, als würdest du um dein Leben laufen. Als würden sie dir etwas antun wollen. Flucht. Vor den Worten, vor den Situationen, vor den Gefühlen. Es ist alles so neu und unbekannt. Und du hast dir alles immer ganz anders vorgestellt, so viel perfekter. Denn man ist nie mit dem zufrieden, dass man bekommt. Du bist nie zufrieden. Immer mehr. Immer etwas anderes. Immer zweifel. Immer Gedanken und Bedenken. Und am Ende immer Flucht. Oder Worte, die die anderen zur Flucht bringen. Immer wieder schaffst du es am Ende alleine dazustehen. An den alten Baum gelehnt, der schützend seine Äste um dich legt. Der dir Sicherheit gibt und nicht nachfragt. Der einfach nur da ist. Ohne Worte. Ohne Vorwürfe. Der dich vor den Geistern schützt und ein bisschen auch vor der Angst. Bäume sind einfacher als Menschen. Eigene Welten sind einfacher als die Realität. Träume sind bunter als Realismus. Doch all diese _Welten führen zur Isolation. Du weißt es. Du weißt, dass du immer das gleiche verhalten an den Tag legst. Dass du immer die gleichen Worte benutzt um die Menschen wegzustoßen. Du weißt es. Und dennoch tust du es. Denn der Augenblick in dem du stehen bleibst, und nicht mehr wegrennst – wird wohl doch nicht so schnell kommen.

No Comments

Leave a Reply