Kunst & Kultur

Aquarelle eines Schockrockers

10. Juli 2010
manson kunsthalle wien foto

Marilyn Manson wurde als Schockrocker bekannt. Mit einem eisernen Gebiss, schwarzen Haaren, Kontaktlinsen und androgynem Auftreten inszeniert er sich als Sänger auf der Bühne. Mehr zu Manson als Person kann auf Wikipedia nachgelesen werden.

Die Kunsthalle Wien stellt im Project Space am Karlsplatz seit 30.Juni 20 Bilder von Manson aus, und zeigt dazu einige Filme von David Lynch.

Jesus mit Tränen
Die Bilder sind hauptsächlich Aquarelle oder Aquarelle mit Acrylfarben. Der Zeichenstil ist nichts außergewöhnliches, dennoch stechen die Linien ins Auge. Auffallend ist jedoch vor allem die Farbgebung. Manson spart nicht damit. Es ist bunt, aber nicht schrill. Die Farben sind passend gewählt. Viel Rot. Viel Blau. Die Motive sind düster. Figuren, man kann nicht unbedingt von Menschen sprechen, ohne Haar, ohne Gesichter. Teilweise ohne Seele. Düster wirken die Bilder. Aber nicht platt oder melancholisch. Ein bisschen selbstzerstörerisch, aber nicht unbedingt im negativen Sinne. Kunst, auf die man im ersten Moment sofort aufmerksam wird, die aber auf den zweiten Blick noch immer interessant ist.
Vor allem das Bild „Trismegistos“ ist spannend, es wurde auf einen Einbalsamierungstisch gemalt und zeigt Jesus, mit Tränen in den Augen und einem Dornenkranz auf dem Kopf. Es wird jedoch nicht ein Gesicht gezeigt, sondern viele, die zu einem verschmelzen.
Sehr exzentrische und selbstironische Gemälde sind „Crop Failure“ (siehe Bild) und „The man who eats his fingers“.

Manson Kunsthalle wien foto

Schon mal gesehen
Doch nicht alle Malereien wirken neu. Eine Figur mit Gasmaske, oder eine halbnackte Frau. Beides Bilder, die man schon häufig gesehen hat. Mich erinnert der Stil stark an ein Booklet von L’âme Immortelle, das Album heißt „Als die Liebe starb“. Was zuerst da war, das Booklet oder Mansons Gemälde, kann ich nicht sagen. Leider konnte ich auch nicht herausfinden, von wem das Booklet designt und umgesetzt wurde. Es ähnelt sich auf jeden Fall sehr. Man erkennt, vor allem an der Farbgebung, auch den Einfluß von Gottfried Helnwein, der gut mit Manson befreundet ist.

manson kunsthalle wien foto

Künstlerische Lynch Filme
Die Ausstellung ist sehr klein und übersichtlich. Neben den Aquarellen werden auch noch Filme von David Lynch gezeigt. Die Filme sind teilweise sehr kurz (einige Minuten). Meiner Meinung nach eine gute Wahl, da so die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass Leute stehen bleiben um sich den Film anzusehen. Die Filme behandeln Amputation („The Amputee“), Kinderreime und das ABC („The Alphabet“) und Männer die verrückt werden („Six figured getting sick“). Die beiden letzen Filme arbeiten stark mit Kunst und Animation. Ein weiterer, etwas längerer Film wird in einem gesonderten Raum gezeigt („The Grandmother“).

Leider hat es die Kunsthalle versäumt im project space Sitzgelegenheiten hinzustellen, um sich die Filme sitzen ansehen zu können. Lediglich im gesonderten Raum steht eine Couch.

Der Eintrittspreis von € 2 ist eine Spende und kommt der Aktion „Hunger auf Kunst & Kultur“ zu gute.
Ausstellung von 30. Juni – 25. Juli 2010.

Wer Helnwein gut findet, wird auch Manson’s Kunstwerke ansprechend finden. Anschauen sollte man sich’s auf jeden Fall, so oft bekommt man schließlich nicht die Chance dazu.

Mehr dazu:
Kunsthalle: Marilyn Manson und David Lynch – Ausstellung
Manson Homepage

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